beitrag 1 beitragsbild

Bis eine Influencerin ein Bild mit der nötigen Qualität für ihren Post auf Instagram erstellt hat, kann es Stunden dauern. Der Lichteinfall, das passende Make-up und die perfekte Pose – alles muss stimmen, so dass keine lästigen Makel sichtbar sind und das Leben perfekt inszeniert daherkommen kann. Die dadurch entstandenen «Kunstwerke» sind Meilen weit von der Realität entfernt. Und dennoch beeinflussen sie den Alltag vieler junger Menschen. Wer will denn nicht genauso werden? Die eigenen Fehler werden mit jedem Besuch auf der Internetplattform, mit jedem neuen Foto einer angeblich perfekten Person deutlich vor Augen geführt.

Und ich?

«Mein Gesicht ist zu wenig rein. Ich müsste weniger Pickel haben und keine Sommersprossen». «Ich sollte dünner werden. So kann ich mich im Bikini nicht zeigen». «Ich müsste sportlicher sein. Fit zu sein, ist das Gebot der Stunde». «Meine Nase ist zu gross, mein Hals zu lang, meine Lippen zu schmal, meine Mandelaugen zu klein und mein Körper zu wenig attraktiv.» Solche inneren Forderungen können junge Menschen entmutigen, ja gar schwer auf dem zarten Leben lasten. Niemand kann und darf 0815 sein. Das geht nicht, wie das Scrollen durch Instagram vorgaukelt. Je schöner die Bilder von anderen, desto hässlicher das Empfinden beim Blick auf sich selber.

Was geschieht hier mit dem Selbstwertgefühl junger Menschen? Wer sagt ihnen, dass sie 0815 sein dürften, dass niemand perfekt sein kann und dass dies auch nicht sein muss? Wer lässt sie spüren und erfahren, dass sie angenommen sind, wie sie sind?

Du bist Ok

Wenn junge Erwachsene auf unseren Firmwegen die Erfahrung machen dürfen, dass sie mit ihrer Geschichte, mit ihrer Entwicklung und mit ihrer Persönlichkeit angenommen und wertgeschätzt sind, dann orientieren sich die Verantwortlichen am jüdisch-christlichen Menschenbild. «Fürchte dich nicht… Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein» (Jes 43,1), heisst es bestärkend im Buch des Propheten Jesaja. Die Wertschätzung gegenüber jedem Menschen in seiner je eigenen Art vor jeglicher Leistung erfährt im Sakrament der Taufe seinen Ausdruck. Das Sakrament der Firmung als Vollendung der Taufe unterstreicht mit der Handauflegung als sichtbares Zeichen diese Zusage: «Du bist wertvoll! In deiner unfertigen und zerbrechlichen Art bist du im Angesicht Gottes grossartig und vollkommen.»

Tempel des Heiligen Geistes

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth die sehr entlastende Erkenntnis: «Gott hat einst gesagt: ‘Licht strahle auf aus der Dunkelheit!’ So hat er auch sein Licht in meinem Herzen aufleuchten lassen und mich zur Erkenntnis seiner Herrlichkeit geführt, der Herrlichkeit Gottes, wie sie aufgestrahlt ist in Jesus Christus. Ich trage diesen Schatz in einem ganz gewöhnlichen, zerbrechlichen Gefäss. Denn es soll deutlich sichtbar sein, dass das Übermass an Kraft, mit dem ich wirke, von Gott kommt und nicht aus mir selbst.» (2 Kor 4,6-7) Dass dies nicht nur ihm als Apostel gilt, unterstreicht Paulus mit seiner Aussage: «Oder habt ihr etwa vergessen, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den euch Gott gegeben hat?» (1 Kor 6 1,19) Gottes Geist wohnt in uns allen. Er ist nicht auf eine perfekte Behausung angewiesen.

Es braucht darum keine Verfremdung des eigenen Ichs durch Photoshop und andere Tricksereien für ein perfektes Bild. 0815 ist nicht nur Ok. 0815 ist wertvoll, weil von Gott bewohnt und geliebt! Diese Botschaft möge die jungen Erwachsenen auf unseren Firmwegen befreiend und entlastend erreichen.

 

Autor: Jürg Wüst